Sentinal Lymph Node
Der Patriot vom 17.08.2006:
Neues Konzept bei Brustkrebs - Operationen senkt auch das Risiko von Folgeschäden
Mit einem neuen Operationskonzept bei Brustkrebs werden unnötige Eingriffe vermieden und das Risiko von Folgeschäden nach einer Operation gesenkt. "Das ist für viele Patientinnen eine wesentliche Entlastung", zogen Dr. Susanne Vogel, Leitende Oberärztin der Frauenklinik am Ev. Krankenhaus, und Dr. Manfred Haesner, Nuklearmediziner am Dreifaltikgeits - Hospital, gegenüber unserer Zeitung ein positives Fazit des seit einem Jahr angewandten Verfahrens. Bei jeder vierten der insgesamt 130 Brustkrebs - Operationen in der Frauenklinik kam das Verfahren, das mit "entschieden geringeren Folgekomplikationen" (Dr. Vogel) verbunden ist, zum Einsatz. "Seit 20 Jahren war es", erläutert Dr. Vogel, "Standard in der Medizin, bei der Diagnose Brustkrebs nicht nur den Tumorherd, sondern auch bis zu 20 Lymphknoten in der Achselhöhle zu entfernen" - und zwar unabhängig davon, ob diese Lymphknoten tatsächlich befallen waren oder nicht.
Nur bei vier von zehn Patientinnen mit einem bösartigen Tumor aber wurden befallene Knoten gefunden, "60 % der Frauen wurden übertherapiert." Und von diesen leidet jede dritte noch 5 - 10 Jahre nach dem Eingriff unter den Folgen der Operation wie etwa Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Lymphödemen. Diese "Leidensgeschichte" (Dr. Vogel) bleibt einigen Frauen nun erpart. Bei dem neuen Konzept wird zunächst einmal nur der sogenannte Wächterlymphknoten entfernt. "Studien ergaben, dass eine Streuung des Tumors zunächst in diesen Knoten erfolgt. Ist der Wächster - Lymphknoten tumorfrei, sind es die anderen Lymphknoten auch."
Freilich ist die Ortung des "Wächters", der nicht durch Abtasten oder Röntgen gefunden werden kann, relativ aufwendig. Hier kommt Nuklearmediziner Dr. Haesner ins Spiel. Der Frau wird am Vortag der Brust - OP eine schwach radioaktive Substanz gepritzt, die auf dem Bildschirm den Wächterlymphknoten sichtbar macht. Mittels Handsonde, einer Art Mini - Geigerzähler, kann der Knoten lokalisiert und auf der Haut markiert werden. Am Operationstag genügt dann ein kleiner Hautschnitt, um den "Wächter" zu entnehmen und zu untersuchen. Dr. Vogel:"Ist er von einem Tumor befallen, müssen mindestens neun weitere Knoten entfernt werden." Während der zeitliche Mehrauswand für die Patientinnen nach ihren Worten nur gering ist, bedeutet er für das Ev. Krankenhaus einen "erheblichen zeitlichen und personellen Aufwand". Allerdings kann das neue Verfahren nur unter bestimmten Voraussetzungen angewandt werden.